Dolomiten – aus Versehen

Dolomiten – aus Versehen

Über 500 Kilometer sind wir die Drau entlang gefahren – von deren Mündung in die Donau (Kroatien), durch die Tiefebene (Ungarn), schwarzwaldige Mittelgebirge (Slowenien), entlang wunderbarer Seen in Kärnten (Österreich) bis zur Quelle in Toblach (Italien). Wir haben unser Tagespensum erheblich entschleunigt (max. 70 km) und mehrere Tage am Ossiacher See verbracht. Wir hatten das Gefühl in einem Werbefilm für Kärnten zu leben, so schön das alles.

Heute also die letzte Drau-Etappe, zur Quelle nach Toblach, zum ersten Mal mit nennenswerter Steigung. Es geht über 50 km moderat bergauf, hinein in die immer schroffer aufragenden Berge. Die Kulisse wird alpin, die Radler auch: Heute begegnen sie uns in Scharen, es ist Sonntag, viele italienische Familien und Touristen rauschen in Neon gewandet auf Leihrädern talabwärts, wo Abgabe der Räder und Rücktransport mit dem Zug bestens organisiert sind. Scheinbar sind wir die einzigen mit Mehrtages-Gepäck und auf dem Weg nach oben.

Völlig unerwartet schmeißen sich uns hier die Dolomiten in den Weg! Erste Anzeichen („Benvenuti nelle Dolomiti“) haben wir in unserer Fixierung auf den Drau-Radweg noch geflissentlich übersehen, das Riesenschild mit der Aufschrift „Naturpark Drei Zinnen“ in Kombination mit der spektakulären Szenerie dringt dann doch ins Bewusstsein vor. Drei Zinnen? Da war doch was….

Zur Rechtfertigung von soviel Ignoranz: Der erste Fixpunkt unserer Route war es, die Donau zu erreichen, dann Belgrad, dann die Drau. Die dann immer flussaufwärts bis in die Alpen… Über den weiteren Verlauf hatten wir uns bisher nur grob Gedanken gemacht: irgendwie über den Brenner, nach Innsbruck und ins Allgäu – weiter hat unser Horizont nicht gereicht. Südtirol kennen wir aus Kindertagen, aber in den für uns so fernen Ost-Alpen kennt sich selbst der Simon nicht so richtig aus… Und so sind wir einigermaßen überrascht, uns plötzlich mitten im Herzen der Dolomiten wiederzufinden.

Und da wir schon gegen Mittag in Toblach sind, von der bisherigen Steigung nur so mittelmäßig ausgelastet, beschließen wir einen kleinen Abstecher: Hinein ins Höhlenstein-Tal zu einem Aussichtspunkt auf die Drei Zinnen. Auf über 1.000m finden wir es zu kalt zum Zelten, also suchen wir vorab ein Hotel. Das nächste bezahlbare liegt nochmal gut 500m höher, kein Problem, wir fühlen uns fit – schon gebucht.

Und so fahren wir am Nachmittag – ganz entgegen unserer eigentlichen Richtung – nach Süden in ein spektakuläres Tal mit grandiosen Ausblicken auf die umliegenden Felszacken, zerklüftete Wände, herabstürzende Bäche.

 

Die letzten 10 Kilometer zum Hotel werden dann doch noch lang und vor allem richtig steil. Oben belohnt uns ein glasklarer, grüner See und die Abendsonne auf den Felsspitzen; noch mehr interessieren uns aber an diesem Abend die leckere, original italienische Pizza und das weiche, gemütliche Bett. Morgen dürfen wir die ganze wundervolle Strecke wieder nach unten rauschen und nehmen unseren Weg nach Norden wieder auf. Für heute aber haben wir quasi nebenbei die Dolomiten für uns entdeckt.

 

 

There is 1 comment for this article
  1. Renate Oswald at 1:02 pm

    Besonders pfiiffg das Beat Bike Filmchen- im Zeitraffer alles zusammengepackt und verstaut.
    Wenn ich euch so am Wasser, auf den zahlreichen Brücken radeln seh, da fällt mir der Schlager ein: Über 1000 Brücken musst Du gehn…. in eurem Fall natürlich fahren.
    Dass ihr aus Versehen fast auf die 3 Zinnen gelangt seid—wir haben diese 3 Gipfel auch schon aus der Nähe gesehen. Maman

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