Begegnungen: Clara Alejandra

Begegnungen: Clara Alejandra

Clara Alejandra arbeitet am Flughafen in Malaga, Kolumbien, 2000 Einwohner. Sie ist dort der Schalter, die Flugsicherung, Rollfeld-Dispatcherin und wiegt alle 5 Passagiere, die einmal täglich dort starten können. Sie ist alleine dort.

„Als ich fünf war sind wir 2001 nach Spanien gezogen. Mein Vater hat auf dem Bau gearbeitet. Es ging uns gut dort. In der europäischen Krise 2009 hat mein Vater seine Arbeit verloren und wir mussten aus unserer Wohnung ausziehen, die noch nicht abbezahlt war. Also sind wir zurück nach Kolumbien gezogen. Mein Vater wollte immer ein AUDI besitzen, aber da wir vier Kinder waren und in Europa nur 5 Personen ins Auto dürfen haben wir keinen gekauft. Ich möchte später auch unbedingt einen AUDI, das ist ein Traum von mir.

Kolumbien ist natürlich ein wirklich schönes Land, aber vieles läuft nicht gut. Es gibt zu viel Korruption und Misswirtschaft. Zum Beispiel wird in der Schulspeisung bedürftiger Kinder für eine Hühnerbrust anstelle der üblichen 9000 Pesos einfach mal 45000 berechnet. Das Fünffache, könnt ihr euch das vorstellen? Und das Geld fließt dann in irgendwelche privaten Taschen.

Ich bin keine Freundin des Friedenvertrags. Warum? Weil Guerilla-Kämpfer, die Terror betrieben haben, nun eine monatliche Rente von 500 Dollar bekommen, und Leute die studieren und sich bemühen oft keine Arbeit finden oder zum Mindestlohn von 300 Dollar arbeiten müssen. Sie bekommen das Geld nur, damit sie nichts Böses mehr tun. Das ist nicht gerecht.

Vom Herzen bin ich Spanierin, habe auch einen spanischen Pass, aber vom Blut Kolumbianerin. Mich interessiert der europäische Fußball, vor allem natürlich der spanische. Dort habe ich auch selber Fußball gespielt und wurde sehr gefördert. Den kolumbianischen Fußball mag ich nicht, er ist schlecht. Es gibt auch keine Förderung oder Unterstützung von Talenten.

Mein Traum und mein Ziel ist es, Pilotin zu werden. Ich lerne die Theorie und besuche eine Schule zur Ausbildung als „Dispatcherin“ in Bucamaranga. Hier berechne ich gerade den Treibstoffbedarf für unsere Piper für morgen. Der hängt von eurer Gepäckmenge ab.
Ich muss mit den Flugzeugen beim Start und bei der Landung kommunizieren. Die Piloten stellen Anfragen, ich erteile ihnen dann die Erlaubnis, und diese Erlaubnis müssen sie dann nochmal im Wortlaut wiederholen. Das ist ein eigenes Aeronautic-Englisch und dient der Sicherheit.  In einem halben Jahr bin ich fertig mit der Schule.
Um Pilotin zu werden, brauche ich vor allem Praxis, 200 Flugstunden. Jeder Stunde kostet ca. 200 Dollar. Ich muss viel dafür arbeiten und hoffe, dass ich über das Unternehmen die Flugstunden günstiger bekomme. Zu Hause übe ich an einem Flugsimulator. Ich liebe das Fliegen. Morgens gehe ich hier oft früh raus und mache Fotos vom Sonnenaufgang über der Startbahn.

Ihr werdet morgen durch das enge Tal starten, fast eine Schlucht und dann die schneebedeckten Gipfel sehen, das ist wunderschön. Und wenn ihr den Chicamocha-Fluss überquert, dann wackelt es sehr, aber ihr braucht keine Angst haben. Das ist toll.“

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