Begegnungen: Enrique, der Kaffeebaron

Begegnungen: Enrique, der Kaffeebaron

„Wo wollt ihr hin? Einen Pfad nach Concordia? Ja, den gibt es. Kommt mit, ich zeige euch, wie ihr laufen müsst. Oh, aber ich bin gerade ohne Sombrero, hm… Der Cafetal hier gehört mir. Und schaut, der ganze Hang, und der auf Hang auf der Gegenseite auch. Das sind 40 Quadras (40 Hektar?). Hier auf 2000 Meter Höhe wächst er in der Sonne, das ist ideal, da unten, 400 Meter tiefer, da braucht er Schatten, deshalb sind da Wälder. Ob ich den Kaffee hier auch röste? Habt ihr kurz Zeit? Kommt mal mit, dann zeig ich euch meine Finca und die Anlage – wollt ihr eine Cola oder einen Kaffee trinken?
Das Haus habe ich hier gebaut. Schon meine Großeltern und mein Vater waren Cafeteros. Ich habe 40 Jahre in Canada gelebt, hatte da eine Firma mit meinen Brüdern. Meine Familie lebt dort, aber ich bin fast die ganze Zeit hier. Nächste Woche kommt die Señora zu Besuch.
Hier in diesen Trichter kommen die roten Kaffee-Kirschen rein und das Fruchtfleisch, die Pulpa, wird abgeschrubbt. Damit kann man wenig machen, wir nutzen es zum Düngen. Dann werden die Bohnen getrocknet. Ich habe einen großen Trockenofen mit Steinkohle und hier den roten neuen, der wird mit der inneren Schale beheizt. Wie? Seht ihr, wenn ich die getrockneten Bohnen hier fest reibe, dann fällt die Schale ab, das ist das Heizmaterial, und schaut, das ist das Feuer. Ich bin der einzige hier in der Region, der dieses Verfahren verwendet. Die getrockneten Bohnen verkaufe ich dann da vorne in Concordia. Die Preise hängen von der Qualität ab und werden von der Börse, vom Weltmarkt bestimmt. Sie variieren sehr stark und wir müssen sie akzeptieren wie sie sind. Für ein Pfund Kaffee höchster Qualität bekomme ich zwischen einem und eineinhalb Dollar. Kaffee aus Kolumbien ist der Beste Kaffee der Welt. Und hier sind wir im Herzen der „Kaffee-Achse“ des Landes. Was kostet bei euch ein Pfund Kaffee höchster Qualität?
Simon, willst Du auch noch Fotos von Pflückern machen? ´Hey Carlos, komm mal her, such einen Strauch mit schönen roten Beeren und tu so, als ob du pflückst, damit der Señor dich fotografieren kann´. Eigentlich ist der Großteil der Ernte jetzt vorbei, die Hauptmonate sind November, Dezember, aber hier in der Höhe habe ich auch jetzt noch gute Erträge. Während des Jahres arbeiten ca. 30 Arbeiter hier, in der Saison sind es dann 150. Dann ist ganz Concordia voll von Pflückern aus dem ganzen Land und platzt fast – puh. Einige der Pflücker sind jetzt noch hier geblieben, weil es ihnen hier so gefällt und sie auch jetzt noch mehr bekommen als in ihrer Heimat. Ja, alle kommen aus Kolumbien.
Und guck mal hier: das ist die Kaffee-Blüte. Ja, das gibt es alles gleichzeitig, Blüte, grüne und rote Bohnen. Aber wenn die Hauptblüte ist, dann ist hier alles weiß und duftet wie Frauen-Parfum. Manche Leute kommen dann extra wegen des Duftes. Ja, manche Fincas haben auch Bienen im Kaffee stehen. Aber das ist schwierig.
So, hier müsst ihr nun den Rücken entlang weiterlaufen – aber zieht euch was auf den Kopf, auch wenn die Sonne nicht scheint.“

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