Kontraste – erste Eindrücke aus Havanna

Kontraste – erste Eindrücke aus Havanna

Ich glaube, Kontraste machen viel der starken Wirkung aus, die diese Stadt auf mich hat, daher sammle ich mal ein paar:
Licht:
Die tropische Sonne lässt die Straßen leuchten und strahlen, die Enge der Gassen, die langen Arkadengänge an vielen Straßenzügen sorgen für Schatten, fast überall – was mein Auge super, meine Kamera leider trotz HDR ziemlich mies findet…
Farben:
Der pinke Cadillac vor der türkisen Hausfassade, das grünleuchtende Farn vor dem schwarzen Fenster der verlassenen Villa, der rostrote Eisenträger vor der goldgelben Stuckfassade, die strahlend weiße Kirche (aus Korall-Steinen?) vor dem tiefblauen Himmel, die von der tiefstehenden Sonne beschienenen Häuserlabyrinthe unter den dunklen Gewitterwolken, die vollkommen in weiß gekleideten und ausstaffierten santeros/santeras und die ganze Farbpalette der Hautfarben dieser Welt  … Kamera und Auge sind hier eins.
Klima:
Tropische Sonne, tropischer Regen – immer extrem, immer toll … aktuell aber noch nicht ganz in den Extremen.
Geschichte:
Die enorme Menge beeindruckender Villen und Fassaden einer Stadt, deren Reichtum auf Kolonialismus, Handel, Ausbeutung und Sklaverei beruhte und der Verfall eines ganz großen Teiles dieser Fassaden seit die Ausbeutung beendet und die Gesellschaft egalitärer wurde Politik: der extreme politische Antiamerikanismus (sichtbar in der Parteizeitung „granma“ und in vielen Gesprächen) und die Bedeutung der „Americanos“, der klischeebeladenen, allgegenwärtigen, farbenfrohen, das Stadtbild prägenden Ami-Schlitten der 50 Jahre, oder die (für mich frustrierende) Vermutung, dass auch die großen Errungenschaften dieses Systems (kostenloses Gesundheitswesen, mit niedrigerer Kinder- und Müttersterblichkeit als in vielen „westlichen“ Staaten, die Alphabetisierungsrate,…) wohl großenteils nur durch die Devisen am Leben erhalten werden können, die wir Touristen und die vielen, dem System feindlich gegenüberstehenden Exil-Kubaner in das Land bringen
Geräusche:
Der Straßenlärm, oft dominiert von Motoren, die seit über 50 Jahren laufen und seither durch unendliches Improvisationsvermögen am Leben gehalten wurden und überraschend viele lautlose Elektro-Roller und mehr Elektro-Autos als im Vauban. Dann natürlich die Musik, die immer und überall vorhanden ist. Ein Buena Vista Social Club an jeder Ecke, in fast allen Restaurants und Cafes, die wir bisher besuchten und wenn nicht life, dann natürlich aus der Dose… Salsa, Chacha, Son, Reggaeton, …, überall, morgens, mittags und abends, immer … immer? Nein, in den frühen Morgenstunden wecken uns die diversen Hähne der Nachbarn, die auf den Häusern gehalten werden, ganz wie auf dem Land.  

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