die Reise, Kolumbien

Wir sind Helden

In Medellin haben wir für eine Woche ein Auto gemietet, um ein wenig abseits der Hauptstrecken durch die Landschaft zu gondeln. Die Landkarte sieht einfach so vielversprechend aus. Erste Station ist Santa Fe de Antioquia; wieder so ein wunderhübscher Kolonialort, mit schönen alten Häusern, einer strahlend weißen Barockkirche an schön begrünter Plaza Mayor, auf der wir stundenlang sitzen können und das belebte Treiben beobachten. Der Ort liegt tief unten im Cauca-Tal, also ist es heiß! Wir gönnen uns ein Hotel mit Pool, von dem aus wir Leguane in den Bäumen und bunte Kanarienvögel beobachten können – ein Traum, mal wieder!

Dann geht es los auf unsere Tour, wir fahren eine schmale, aber asphaltierte Straße, immer am Río Cauca entlang. Das Fluss ist breit, aber das Tal eng. Direkt am Ufer ragen die grünen Berge steil auf. Nur ganz vereinzelt gibt es Zeichen der Zivilisation; hier eine Hacienda am Flussufer, dort ein paar bunte Häuschen, ansonsten über 50 Kilometer kein Dorf, keine Siedlung. Alle paarhundert Meter strömt ein Bach aus enger Schlucht ins Haupttal. Unser Ziel für heute: Einen Wasserfall erkunden, den Simon auf einer seiner zahllosen On- und Offlinekarten entdeckt hat. Wir parken das Auto an einer einsamen Hacienda und fragen den Besitzer nach dem Wasserfall. „Ja, da könnt Ihr schon hingehen, da drüben geht der Pfad los, aber Ihr müsst mehrmals den Bach überqueren, da werdet Ihr ganz schön nass.“ Na, das klingt doch prima, genau richtig!

Tatsächlich müssen wir schon nach kurzer Strecke im Bachbett laufen, das Wasser knöcheltief bis kniehoch; die Schlucht – ein tropisch grünes Dickicht – wird immer enger; steil ragen die Felswände auf; das Rauschen kündigt den Wasserfall an bevor wir ihn sehen. Wir finden uns großartig! Was für abenteuerlustige Entdecker wir doch sind, fast ein bisschen wie Humboldt! Die letzte Biegung und wir stehen vor dem Wasserfall – und vor einer Großfamilie beim Sonntagsausflug. Außer Kindern, Baby und Opa mit Krücken haben sie einen riesigen Topf mitgebracht. Der steht jetzt auf drei Steinen, darunter brennt ein improvisiertes Feuer und darin köchelt eine Suppe.

Wir fühlen uns irgendwie nicht mehr ganz so mutig, aber sehr wohl, plaudern ein wenig mit den netten Leuten und baden im Wasserfallbecken. Nach und nach trödeln noch ein paar andere Grüppchen ein – sonntags geht man in heißen Gegenden eben gern ans Wasser. Mehrere haben ebenfalls einen Riesentopf dabei, raffen ohne viel Aufhebens die Rockschöße und waten durchs knietiefe Wasser. Zum Schluss werden wir noch zu einem Teller Suppe eingeladen und probieren unseren ersten kolumbianischen Sancocho, ein Eintopf mit viel Gemüse, Huhn, Mais, Yucca und Plátanos. Sehr lecker – also doch noch eine kleine Entdeckung!