„Gute Frage, und für uns ein Kinderspiel, verbringen wir doch täglich zwei Einheiten in diversen Cafes der Stadt“ … denken wir.
Station 1:
Im nächstgelegenen High-End-Café um die Ecke (200 m von unserer Wohnung), wo die Kaffee-Zubereitung zum Kult erhoben wird, wo man (in einer Extra-Küche) Zubereitungs-Kurse besuchen kann, die chemische Zusammensetzung oder den Stammbaum aller Kaffee-Sorten der Welt studieren, wo der Cappuccino mehr kostet als ein Mittagessen und die Bedienungen („Ich habe vier Jahre Barista studiert“) natürlich alles über Cafe wissen:
„Nein, Milch-Kaffee mit einem Sirup angießen? Das gibt es nicht. Oder wir kennen es nicht. Wir bereiten hier nur guten Kaffee zu“ – O.k., Danke.
Station 2:
Unser Lieblingscafe in der Stadtmitte.
„Ja, das kenne ich“ sagt die nette Bedienung. „So macht das meine Oma immer. Das heißt ‚Chuspa‘. … Ich glaube im ‚Cafe katedral‘ könnt ihr das bekommen. Ich schreibe euch die Adresse auf.“
Super, denken wir, Auftrag erledigt, jetzt mal schnell in das Café schauen und das Rezept abgreifen…
Station 3:
Im ‚Café katedral‘. Auch hier wird auf die Vielfalt der Zubereitungsarten Wert gelegt … „Chuspa?, ja das machen wir. So heißt das Netz-Sieb hier. Wenn Du willst, kann ich dir damit einen Kaffee aufbrühen. … Kalt? Als Sirup? Nein, das kenne ich nicht!“
Station 4:
Hm, vielleicht sind die ganzen sophisticated Cafés die falsche Anlaufstelle und wir sollten mal an den Ursprüngen eueres Quito-Aufenthaltes dem „Grand Hotel“ (Doppelzimmer 16 $) beginnen und die einfachen Essenstuben nach ihrer Cafe-Zubereitung befragen …
Stationen 5-15:
Wir betrinken uns hemmugslos durch nahezu sämtliche Cafés der Stadt – mit viel Freude aber ohne Erfolg … („Ja, das muss Nescafé sein“)
Station 16:
Vor der Basilika quatscht uns Luis an. Er studiert Kunst, betreut ein Projekt, bei dem sie mit behinderten Kindern Kunst betreiben … dafür braucht er Geld. Klingt nett, er kennt Freiburg, spricht ein wenig Deutsch mit schweizer Akzent, da er ein paar Monate in Zürich lebte … ist Tanzlehrer, privater Stadtführer, Lebemann, und großer Geschichten-Erzähler. Sollen wir ihm Geld geben?
Zwei Stunden später sitzen wir wieder an unserem Fensterplatz im Lieblingscafé, lamentieren über unser Scheitern des Cafe-Auftrags, da strahlt Luis uns von der Straße her an. Er fragt, warum wir so niedergeschlagen schauen, und wir erzählen ihm unser Versagen.
„Kalter Kaffee-Sirup in heiße Milch? JA, das gibt es. Das ist traditionell, meine Oma macht den auch immer so. Ich glaube ich weiß, wo es den gibt. Und ihr glaubt es nicht, da wollte ich gerade im Moment hingehen, wenn ihr wollt, …“.
Wir sind faul, bleiben sitzen und glauben ihm eh nicht…
Nach einer Stunde kommt er wieder vorbei. „Ja den Kaffee gibt es da. Der heißt ‚cafe pasada‘. Hier, ich habe ein Foto gemacht, schaut, es ist nur 100m von hier, in der gleichen Straße. Viel Spaß euch noch“.
Wir springen auf, um in dem genannten kleinen, günstigen Restaurant einen CAFE PASADA zu bestellen…
und ja, das muss er sein!!! Wirklich lecker, sehr günstig und nicht in dieser übertriebenen Kaffee-Kultur-Welt zuhause!
Die Köchin erklärt uns, wie er gemacht wird:
Wir kochen ein ganzes Päckchen guten, frisch gemahlenen Kaffee (1/2 Pfund ?) mit 1L Wasser auf und lassen das eine Weile einkochen. Das gießen wir dann durch ein Sieb, das hier Chuspa heißt, und fertig ist der Sirup. Nein, Zucker machen wir da keinen rein; das machen die Kunden selbst nach Geschmack.
Und als wir uns beglückt Richtung Wohnung aufmachen, fällt uns auf, dass man die Chuspa-Netze an jeder Ecke kaufen kann…