In Quito haben wir eine kleine Heimat auf Zeit gefunden, mit Stammcafés, Alltagsritualen und Routinen. Diese Phase neigt sich jetzt dem Ende zu, höchste Zeit, das Wesentliche für uns und für Euch festzuhalten.
An einem typischen Tag wachen wir gegen sieben auf. Der erste Gang führt zu unserer Terrasse mit grandiosen Ausblick auf die Stadt und die Berge – wenn nicht gerade alles im Nebel versinkt, was in der letzten Zeit auch häufig der Fall war.
Kalt ist es um diese Zeit auf jeden Fall noch. Äquator hin oder her, die Höhe von knapp 3000m fordert ihren Temperatur-Tribut. Deshalb wird als erstes mal Tee gemacht, dazu ein Müsli-Frühstück mit Obst und ab und zu auch selbst gebackenen Brötchen.
Wenn nicht grad eine Bergtour zum Höhentraining ansteht, lassen wir es gemütlich angehen mit diversen kleinen Alltagsverrichtungen: Klamotten zur Wäscherei bringen oder abholen, einkaufen, Physiotherapie für den Fuß, Reiseorga. Danach ein ersten Cappuccino in unserem Lieblingscafé in „unserem“ Viertel. Überhaupt unser Viertel: eine geniale Mischung aus ruhigem Wohnviertel, Studenten- und Ausgehmeile mit unzähligen originellen Restaurants, freakigen Cafés und kreativen Kultureinrichtungen, ganz toll!
Des öfteren nehmen wir dann den Bus in die Altstadt, wo es immer noch und immer wieder schöne Ecken zu entdecken gibt. Die Spanier haben hier im 17. Jahrhundert ganze Arbeit geleistet. Gefühlt gibt es mehr Kirchen und Klöster pro Quadratmeter als in Rom.
Falls wir nicht zu Hause gegessen haben, bieten sich unzählige kleine Restaurants an, wo man für 2,50$ ein komplettes Mittagsmenü bekommt, inklusive Suppe, Hauptgericht und frischem Fruchtsaft. Im historischen Zentrum lassen wir uns treiben, mal geraten wir in die wöchentliche,mit großem Pomp inszenierte Wachablösung oder steigen der neugotischen Basilika über schwindelerregende Leitern aufs Dach.
Dann ist es höchste Zeit für unser zweites Lieblingscafé direkt um die Ecke des Hauptplatzes. Hier können wir stundenlang auf unserem Logenplatz am Fenster sitzen und die vorbeigehenden Leute beobachten, besser als jedes Kino!
Auf dem Heimweg gehen wir dann noch in unserem Gemüseladen vorbei. Obst- und Gemüsehandel ist hier fest indigener Hand. Und auch dieser wird von einer Frau in Tracht geführt, die ihrem Mann immer Anweisungen in Quechua erteilt, eine seltsame Sprache mit vielen Zisch- und Knackslauten. Mich spricht sie konsequent mit „mi reinita linda“ (meine hübsche Königin) an und kramt aus ihrem kleinen Kabuff jedes nur denkbare Obst, Gemüse oder Kraut hervor.
So ausgerüstet können wir uns abends etwas gutes kochen…und kaum ist es dunkel, wird es auch schon wieder richtig kalt. Heizung gibt es hier nicht, daher kuscheln wir uns abends meist unter die Decke mit einem Buch oder einem Film aus der ARD -Mediathek. Das Nachtleben hat uns bisher noch nicht gelockt, dafür sind die Abende zu kalt und die Tage zu voll und erlebnisreich.