- Stadt am Meer – Stadt ohne Wasser
Von unserem Hostel aus laufen wir fünf Minuten und sind am Strand. Oder genauer gesagt, wir sind dann vielleicht 100 Höhenmeter über dem Strand, denn hier fällt die Küste steil ab. Diese nennt sich „grüne Küste“, und das Grün ist hier oben, wo sich morgens um 7 Uhr das sportliche Lima mit uns zum Laufen, Yoga, Gymnastik, Meditieren, Thai Chi, Fußball, Fitness, Krafttraining, Radfahren, Walken und Schön-Sein trifft.
Die Luft ist frisch und nebelfeucht, wie es für frühe Vögel nicht schöner sein könnte. Das Grün der künstlich bewässerten Flora geht schnell über in das darunterliegende dunkle vulkansteinbraun und damit fällt die Küste dann steil und senkrecht fast 100 Meter ab. Eine Stadtautobahn bildet die zivilisatorische Grenze zum Strand, und wirkt seltsamerweise gar nicht so schlimm, wie das klingt, da aller Motorlärm durch den steten langen Bruch der Wellen geschluckt wird.
Und dann ist da ganz viel Meer. Der Blick aus der Höhe über die vielen parallelen Streifen der sich brechenden Wellen, die langsam auf die Küste zuschwappen ist weit und wunderbar. Das unendliche Wasser des Meeres, der Himmel und der Horizont treffen sich im Weiß. Und wenn wir am Abend wieder hierher kommen, dann kitscht sich die Sonne langsam an den Horizont und erfreut all die vielen Gutverdiener aus dem In- und Ausland, die hier ihren SunDowner genießen und die vielen kleinen Surfer-Punkte in den Wellen aus der Höhe beobachten.
Auch am Tag ist das Licht oft milchig. Je weiter man nach Osten fährt wird aus der Meeresdunst-Milch allerdings die Wüstenstaub-Milch. Denn Lima liegt in der Wüste. Grün ist hier natürlicherweise gar nix. Nur angelegte, künstlich bewässerte Parks, deren Baum- und Pflanzenmenge mit dem Wohlstand der Viertel sinkt. Diese ziehen sich langsam zu den Hängen der äußersten Anden-Ausläufer hoch. Und das sind hier reine Stein-Staub-Sandberge. Das ist so trocken, dass die Augen keine Tränen mehr produzieren, um Wasser zu sparen. In Lima regnet es ca. 10 Liter /m² im Jahr, das gesamte Regenwasser eines Jahres hätte also eine Höhe von 10 mm. In Deutschland haben wir eine Höhe von 75 cm. Das Wasser zur Versorgung der Stadt, kommt aus den Anden, aus den Gletschern und Lagunen. Leider schmelzen diese hier am Äquator ganz dem Zeitgeist entsprechend auch viel zu schnell… Im vergangenen Jahr kam es, verschärft durch das El Nino – Klima-Phänomen zu Wasserausfällen in der Stadt über mehrere Tage. In einer Stadt mit mehr als 10 Mio Einwohnern wird der Klimawandel so zu ganz anderen Problemen führen als bei uns, die wir nicht mehr am Schauinsland Skifahren können. Die Stadt und das Land versuchen, dem durch große und kleine technische Maßnahme genauso zu begegnen wie durch Sensibiliserung zum unpopulären Thema „Wassersparen“, wie wir auf einer großen Demonstration in der Stadt sehen: Von Ministerien angefangen, über Bürgermeistereien, Schulen, Institutionen, bis hin zur Marine ziehen Tausende durch die Straßen um auf die Verantwortung des Einzelnen aufmerksam zu machen … denn angeblich ist der Wasserverbrauch mit 240l/Tag/Einwohner fast doppelt so hoch wie in Deutschland (Quelle: DW), wo das Grün zum Glück von alleine grünt.
Die Stadt mit Maycol
Ein wichtiger Grund für den Besuch Limas war es, Maycol zu treffen. Er hat vor 6 Jahren als Freiwilliger das Abenteuer Deutschland auf sich genommen, die Kälte des Herbstes und die Kühle der Menschen, hat Entwicklungshilfe geleistet beim Thema Musik, Tanzen und peruanische Küche und in dieser Zeit bei uns gelebt, was für alle Beteiligten nicht nur einfach war.
Hier zeigt er uns sein Leben, seine Stadt und wir lernen seine nette Freundin Monica kennen. Gemeinsam genießen wir einen Sonntag Vormittag auf Fahrrädern, auf einer als CicloVia gesperrten Hauptstraße, ähnlich wie in Bogota.
Miraflores – die Stadt in der Stadt
Von unserem Hostel aus laufen wir zehn Minuten und haben in diesem Radius die Auswahl aus ca. zehn netten Cafes, in denen es richtig guten Cappuccino gibt, Schoko-Croissants und Brezeln … Die Schriftzüge an den Schaufenstern und Menü-Karten sind originell, individuell und ansprechend. Vieles ist hier grün in Miraflores (= „Schau, die Blumen“), alles sehr aufgeräumt und von hoher Qualität, schön gestaltet bis nobel. Hier leben viele Menschen mit Geld, geben es auch gerne aus und sie leben gut und vieles ist sehr vertraut, wie in Europa. Hier achtet man darauf, dass die Autos weniger hupen und falscher Alarm der Alarmanlagen wird mit Bußgeld belegt. Es ist der vertrauteste Alltag, den wir bisher auf unserer Reise erlebt haben. Maycol arbeitet hier in einem Hotel im Kommunikations-Bereich als Grafik-Designer und ist damit sehr glücklich.
Stadt mit viel Geschichte
Von unserem Hotel aus laufen wir 10 Minuten und sind an der „Huaca Pucllana“. Das ist ein mehr als 1500 Jahre alter großer Tempel (?), komplett aus Sand-Backsteinen errichtet. Bis in die 80er Jahre war das ganze Gelände ein großer Sandhügel mitten in der Stadt, toll für BMX und Motocross-Motoräder, seither dient die pyramidenartige Anlage als Lehm-Lego-Spielplatz für Archäologen. Und die machen das mit dem Wiederbeleben sehr beeindruckend, hier mitten im Wohnviertel.
Und dann gäbe es da noch die
– Stadt mit tollen Straßen und Plätzen …
– Stadt mit total verstopften Straßen und mit ständigem Hupen, weil das Hupen im Stau immer hilft…
– Stadt mit gutem und günstigen Essen, mit Ceviche als Vorspeise, drei Gängen und Pisco Sour als Aperitif für 3€ …
– Stadt mit so viel Enthusiasmus für den Fußball… [siehe Beitrag]