die Reise, Dubai, Iran

Mit Blaulicht durch die Passkontrolle

Auf den letzten Metern hat sich unser Bild von den seelenlosen und gleichgültigen Einwohnern Dubais nochmal relativiert – und das kam so:

Am Tag 4 sollten wir uns um 16 Uhr am Fährhafen einfinden – 5 Stunden (!) vor Abfahrt der Fähre.  Zusammen mit einer mittelgroßen Menge von Menschen und deren ungeheuer großen Menge an Gepäck finden wir uns also im Hafengebäude ein. Ein Scheich – so nennen wir in unserer Ignoranz einfach alle Männer in den traditionellen langen weißen Gewändern, meist in Kombination mit einem weißen Kopftuch, manchmal aber auch mit Baseball-Käppi – so ein Scheich also, offenbar in offizieller Funktion nimmt sich unserer an, zeigt uns den Weg zum Schalter, wo die Hafensteuer zu entrichten ist und weist uns dann an, auf den Stuhlreihen vor der Passkontrolle Platz zu nehmen, deren Schalter noch geschlossen sind. Die Reihen füllen sich schnell, rechts die Männer, teils traditionell, teils westlich gekleidet – links die Frauen, fast alle in langen schwarzen Gewändern, viele mit Gesichtsschleier, nur wenige, die das Kopftuch nur lose über den Hinterkopf gelegt haben, wie es in Teheran wohl üblich ist – hier nicht! Obwohl noch nicht auf iranischem Boden fange ich daher auch schonmal an, mit dem Kopftuch zu üben und lege es mir locker um, obwohl mir „unser“ Scheich versichert „here not necessary, here freedom!“

Als die beiden Schalter der Passkontrolle für die Ausreise aus den Vereinigten Arabischen Emiraten öffnen, regelt unser Lieblingsscheich freundlich, souverän und mit großer Autorität den Andrang und sorgt für diszipliniertes Schlangestehen. Wir sind an der Reihe, kein Problem mit Simons Pass, Stutzen bei meinem, mehrfaches Blättern durch die Seiten, ratloses Suchen im Computer, Nachfragen, wann, woher und warum ich eingereist bin. Wir sollen uns setzen und warten. Damit ist der eine Schalter der Passkontrolle lahmgelegt, die Abfertigungsgeschwindigkeit halbiert; denn der Beamte am zweiten Schalter beschäftigt sich hingebungsvoll mit meinem Pass, blättert, telefoniert, scheint etwas im Computer zu suchen, telefoniert wieder… Nach einer halben Stunde die Hiobs-Botschaft:

Bei meiner Einreise wurde am Flughafen ein Fehler gemacht. Ich habe zwar einen Einreisestempel, bin aber nicht im System registriert, deshalb können sie mich hier auch nicht aus dem System „auschecken“. Das kann nur am Flughafen repariert werden, wir sollen dort hinfahren, uns an die Beamten dort werden und so schnell wie möglich zurückkommen. Schreck, Schock – wir sehen die Fähre schon ohne uns abfahren, doch noch sind mehr als zwei Stunden Zeit. Wer sagt, dass wir viel zu früh dort sein mussten?

Ich bitte den Beamten noch darum, das Problem schriftlich auf Arabisch zu erklären, damit wir den Kollegen am Flughafen etwas „Offizielles“ zeigen können. Ist schnell gemacht, die Zeit drängt:

Unser Leblingsscheich übergibt uns persönlich an ein anderen Beamten und instruiert diesen zu unsren Fall. Dieser bringt uns auf schnellstem Weg aus dem Hafengelände, hält ein taxi für uns an und gibt dem Fahrer Anweisungen. Der – nun offenbar überzeugt, dass unser Schicksal allein in seinen Händen liegt- ,  rast wie ein Henker die schier endlosen, vielspurigen highways entlang. Endlich am Flughafen – dem größten der Welt, wie sollte es anders sein – wir zahlen, springen raus, eilen durch endlose Hallen, fragen Menschen, finden schließlich das Büro für solche Fälle  und werden – oh Wunder – relativ schnell und professionell von einem weiteren Scheich abgefertigt (die Nachricht auf arabisch wirkt Wunder, schade dass wir sie nicht lesen können) der elektronische Eintrag wird nachgeholt, alles OK ich kann gehen. Also los, schnell wieder raus, nochmal ins Taxi, diesmal eine FahrerIn. Eine von zweihundert Frauen, die in Dubai Taxi fahren, allerdings nur Flughafen Taxis und ausschließlich Frauen oder Familien. ( Ich frage mich. ob es in ganz Deutschland 200 weibliche Taxi- Fahrerinnen gibt?).
Diese stammt aus Äthiopien, ist munter und gelaunt und erzählt von ihrer vierjährigen Tochter, die die nur zwei mal im Jahr sieht…
Das verhindert, dass wir angesichts des Staus nervös werden. Noch liegen wir gut in der Zeit, noch eine Stunde bis zur Abfahrt der Fähre. Als wir am Hafengelände ankommen, geht eine Nachricht auf meinem Handy ein: die Fähre fährt doch schon früher, wir sollen uns beeilen! Da eilt uns auch schon ein Beamter am Eingang entgegen: „da seid ihr ja, schnell schnell! hier lang“, wir werden einem Polizisten übergeben, der uns in sein Auto stopft und mit Höchstgeschwindigkeit losrast (ehrlich gesagt ohne Blaulicht) er bringt uns zur Polizeistation ein paar Kilometer weiter, denn der Schalter für die Fährpassagiere ist mittlerweile wieder geschlossen. Hier erhalte ich nun den ersehnten Ausreisestempel, schnell wieder ins Polizeiauto und zurück zum Hafen. dort wartet die hell erleuchtete und vollbesetzte Fähre scheinbar nur auf uns. Weitere Mitarbeiter begrüßen uns freudig und geleiten uns unter den freundlich- neugierigen Blicken unsere Mitfahrer zu unseren Sitzplätzen, die extra für uns freigehalten wurden. Wir fallen erleichtert in die Sitze, bekommen einen Tee serviert und schon legt der Kahn ab. Unglaublich, nach all den Hindernissen fahren wir jetzt tatsächlich über den persischen Golf, dem Iran entgegen. Wir stehen noch ein Weilchen auf dem Deck, jemand spielt Gitarre und singt leise dazu, die Luft ist warm, die Lichter von Dubai verschwinden langsam am Horizont. Simon bekommt grad ersten Persisch-Unterricht von einem netten jungen Iraner, der sich freut seine Englischkenntnisse an uns zu testen.

So vergeht irgendwie die lange Nacht auf dem Schiff und siehe da: heute morgen betreten wir tatsächlich iranischen Boden, mit korrekten Pässen, gültigen Visa, halbwegs gesetzeskonform gewandet und sehr gespannt, was uns hier erwartet…

Stefanie

2 Comments

Manfred Oswald

Besser als die Krimis im Fernsehen, die wir schon lange nicht mehr anschauen. Hoffentlich funktioniert das mit den hilfsbereiten Leuten auch weiter so.
Liebe Grüsse
Manfred

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Renate Oswald

wie soll es anders sein, ihr habt mal wieder Dusel gehabt. War´s Allah oder doch die Glücksfee? maman

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