Die Gassen und Häuser der Altstadt …
wurden von Kindern an den Stränden der Welt in Form aufwändiger Sandburgen entworfen und im Laufe der Jahrhunderte dann hier real umgesetzt: Ein Gewirr an schmalen Gassen, alles in sand-ockerfarbenem Lehmverputz, immer wieder kleine schattenspendende Gewölbedächer über die Gassen hinweg. Das Licht fällt je nach Sonnenstand durch kleine kreisrunden Öffnungen kleiner Kuppeln, die auf größeren Kuppeln stehen und darin die Lichtstrahlen nochmals streuen (überlegt sich zumindest meine kluge Frau). Fenster zur Gasse hin gibt es keine, nur Türen. Die Häuser sind alle nach innen geöffnet, mit Räumen zum Innenhof. Oft begegnet uns ein großer zentraler zum Innenhof hin offener Raum, mit Decken und Kissen ausgelegt – so eine Art Flätsch-Wohnzimmer. Im Hof selber befinden sich zwei Orangen-Bäumchen und praktisch immer ein Springbrunnen in einem Becken, und wenn dieser nicht verfallen ist, dann auch sicher mit Goldfischen. Das gibt der ganzen Atmosphäre eine plätschernd frische Ruhe, in dieser so trockenen, scheinbar lebensfeindlichen Gegend. Vier der fünf Sinne kommen eigentlich in jedem Hof auf ihre Kosten. Wir genießen die Bilder und Schattenspiele beim Schlendern durch die Gassen und beim abendlichen Teetrinken auf einem kleinen Dach-Terrassen-Cafe wechseln wir noch mal die Perspektive auf die schönen Dächer-Kuppeln.
(Und am Rande bemerkt: In den Rooftop-Cafes, die hier gerade mit dem wachsenden Tourismus entstehen und uns verzücken, sind auffällig viele Gruppen, (junger) iranischer Frauen. Es scheinen sich so Orte zu bilden, in denen sie ein Raum finden um sich auch außerhalb des Hauses treffen zu können. Und dafür scheint es eine große Nachfrage zu geben, da in entsprechende, traditionelle Tee-Häuser nur Männer gehen.)
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- Die Windtürme
…stehen auf den Dächern vieler Häuser und erinnern an kleine Tempel. Das sieht nett aus, vor allem aber dienen sie der Kühlung der Häuser. Sie „fangen den Wind ein“ und sind so ein traditionelles kluges Kühl- und Belüftungssystem. In einem der Häuser stehen wir tatsächlich in einem erfischenden Windstrom mitten im Raum. Der Wind außerhalb des Hauses drückt (kühle) Luft durch vertikale Schächte und sorgt so für einen Luftzug unterhalb des Turmes. Die gesamte Funktionsweise ist natürlich viel komplexer und vielfältiger. Oft ist beispielsweise das Ventilationssystem noch verbunden mit einem tieferliegenden Keller, unter dem ein Wasserkanal mit fließendem, kühlen Gebirgswasser liegt, und dies wird durch Kamineffekte genutzt die Temperatur in den tieferliegenden Räumen um mehr als 10° zu senken…
Und an diesem Rand auch noch eine Bemerkung: Diese unter manchen Häusern liegenden Wasser-Leitungen sind Teil eines Bewässerungssystems, (der sogenannten Qanats, wie wir im „Wassermuseum“ erfahren.) Dabei handelt es sich um ein Kanalsystem, das über lange unterirdische Stollengänge mit leichtem Gefälle mit Wasser aus dem Gebirge gespeist wird. Und das beste daran: die ältesten dieser Systeme sind fast 5000 Jahre alt und wurde zu einem Exportschlager in der halben Welt …
Die Kacheln der Moschee
Überall im Iran begegnen uns diese schönen blauen und türkisen Kuppeln und Tore von Moscheen oder anderen religiösen Einrichtungen. Wir sehen viele, ornament- und pflanzenreich bemalte und gebrannte Kacheln oder erfreuen uns an großflächig kleinsteinigen Mosaiken.
Aber hier in Yazd, an der Jameh Moschee, da sind wir richtig sprachlos. Das ganze große Eingangstor, der große, hohe Innenraum der Mosche, jede Säule ist gestaltet durch auf Form gebrochene (oder geschnittene) einfarbige Kachelstücke. Das sieht wirklich unglaublich schön aus und ist dann auch schon wieder 700 Jahre alt.