Hallo, willkommen in Tabriz und in meinem Café.
Das hier ist gleichzeitig mein Atelier und meine Galerie. Ja, die Gesichter auf meinen Bildern sind eigentlich immer ernst, aber ich bin lustig. Und das hier ist meine Freundin, ist sie nicht wunderschön?
Ich habe zehn Jahre in Istanbul gelebt und war auch mal in Deutschland, aber da kann ich nicht leben. So eine Hektik, so ein Stress überall. Die Menschen sind nur damit beschäftigt, pünktlich zu sein und ihre Arbeit zu schaffen. Alles ist dort so eng. Da habe ich doch hier im Iran viel mehr Freiheit!
Die junge Studentin, die mit ihren Englischkenntnisse bei der Verständigung hilft, widerspricht vehement: das sagt er als Mann, aber für Frauen und Mädchen ist es hier sehr schwer, wir haben überhaupt keine Freiheit!
Mortazar: OK das stimmt. Aber das einzige, was das Regime vorschreibt, ist doch das Kopftuch. Alles andere kommt von den Familien. Es sind doch die Eltern, die es den Mädchen verbieten, allein rauszugehen usw. Na gut, schon richtig, das Feiern im öffentlichen Raum ist auch verboten, aber privat zu Hause geht das ohne Probleme. Man kann auch jemanden anrufen, der den Alkohol dazu liefert. Klar, so arrangieren wir uns mit dem Regime. Etwas anderes bleibt uns ja auch nicht übrig. Die islamische Welt ist halt da stehen geblieben, wo es in Europa die Renaissance gab. Deshalb ist die Gesellschaft noch so traditionell. Aber es gibt eben auch viele modern denkende Menschen.
Schau meine Freundin an. Sie kommt aus einer liberalen, persischen Familie. Wir sind zusammen, ohne verheiratet zu sein, wir reisen gemeinsam im In- und Ausland. Sie ist vollkommen frei und selbständig. Ist sie nicht wunderbar? Gestern hab ich sie hier auf diese Wand gemalt:
Nachtrag:…und dann hat Morteza uns noch innerhalb einer halben Stunde zwei großartige Porträts gemalt, die wir als Andenken mit nach Hause nehmen.