die Reise, Türkei

Aufgaben in Istanbul

Wir warten auf unser Paket. Ein Paket, von den Kindern gepackt, von der netten Nachbarin verschickt, gefüllt mit Zelt, Schlafsäcken, Fahrradtaschen und weiteren radel-notwendigen Dingen. Die DHL-Tracking Nummer kennen wir auswendig, fünfmal täglich versuchen wir eine Status-Veränderung zu erzwingen, die Meldung „hat Deutschland verlassen und wird ins Zielland transportiert“ scheint aber virtuell festgemeißelt.
Irgendjemand hat mal geschrieben, dass man eine fremde Stadt, einen neuen Ort am besten kennenlernt, in dem man dort Aufgaben hat und so durch kommunikative und organisatorische Herausforderungen tatsächliche Begegnungen erlebt. Wir können das bisher bestätigen, und da wir nun keine Reiseanfänger mehr sind, haben wir uns folgende Aufgabe ausgedacht:
Adressiere ein wichtiges Paket (s.o.) doch einfach mal nur mit der Adresse eines Hochhauses, aber ohne Namen. Das, was wir für den Namen hielten (Bekannter von Bekanntem) hat sich als Name des Viertels entpuppt (so in etwa „Marion Gräfin Dönhof Platz“).
Nun wollen wir dieses Paket wieder einfangen bzw. sichergehen, das es seinen Bestimmungsort wirklich erreicht. Wir laufen viel, fahren mit allen Verkehrsmitteln der Welt durch diese Stadt, werden immer wieder von hilfreichen Menschen begleitet, trinken stündlich einen Tee und essen alle zwei Stunden Sesamkringel. Und lernen den Aufbau der türkischen Post gut kennen mit vielen Filialen und Verteilerzentren in verschiedenen Stadteilen, tiefschlafenden Mitarbeitern, herzlichen Nüsse-Verteilern und der ca. 20maligen Bestätigung „Alles gut, ihr Paket hat Deutschland schon verlassen“. Das war zwar nie unsere Frage, aber nun vertrauen wir einfach mal ganz auf Allahs Weisheit und das Prinzip „Et hät noch emmer jot jejange“.


Und weil uns auch trotz der zweiten Aufgabe „Gute Fahrräder kaufen“ noch genügend Zeit bleibt, lassen wir uns klassisch touristisch beeindrucken, durch die Hagia Sophia und andere Bauten des byzantinischen Konstantinopels, durch osmanische Moscheen mit der feinen islamischen Ornamentik und dem gegenwärtigen Bunt des jungen Lebens.
Dabei durchstreifen wir diese tolle Stadt, in der alles zusammenzufließen scheint: Das Schwarze und das Mittelmeer mischen sich in der Marmara-See. Europa und Asien treffen sich am Bosporus. Genauso wie die Brücken, Tunnel und vor allem die zahlreichen Fähren, die die europäischen mit den asiatischen Stadtteilen verbinden. Wir genießen die Fahrten über dieses Wasser, das in gold, silber, blau und eisgrau strahlen kann, und bilden uns ein, so langsam zu spüren, wie sich darin Tradition und Moderne, Islam und Christentum, Ost und West vermischen.

 

Simon

2 Comments

Susann

… und wie ist die Hagia Sophia im Vergleich zu den Moscheen in Istphahan?

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marc

@bild 9: die ornamentik hats euch angetan!? mir jedenfalls… ein sich reproduzierendes 10-eck…in sphärischer geometrie… die mathematik hat der westen jedenfalls nicht „erfunden“…

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