Begegnungen: Mari

Begegnungen: Mari

Vor drei Monaten hab ich mit dem Mittagstisch hier angefangen. Zum Glück funktioniert es sehr gut, denn ich muss ja Miete für die Kochstelle zahlen. Hier auf dem kleinen Platz ist die Endhaltestelle der Buslinie, die in unser Viertel hochfährt – guck, da kommt schon wieder einer – und die Busfahrer mögen mein Essen. Ich fange um vier Uhr morgens an mit Kochen und Backen, denn bei mir kann man auch frühstücken und Kuchen mache ich auch. Ihr beiden seid die letzten für heute, dann ist alles aufgegessen, was ich an Mittagessen hatte. Dann mache Schluss für heute.
Schau, jetzt fährt der Bus runter ins Zentrum, der Fahrer hat heute auch schon bei mir gegessen.
Ich bin vor 33 Jahren hierher gezogen, in dieses Viertel, da war ich neun Jahre alt. Wie die meisten hier kommen wir eigentlich vom Land und mussten vor dem Krieg fliehen.
Früher war das hier ein schlimmes Viertel, viel Gewalt, die Drogen, Ihr wisst schon. Jetzt ist es viel besser geworden, es ist viel ruhiger, fast wie auf dem Dorf. Früher hat sich nicht mal die Polizei hierher getraut und jetzt kommen sogar ab und zu Ausländer her. So, hier ist euer Mittagessen: Gemüsesuppe mit Yucca, dazu Reis, Fleisch und Plátanos und noch ein Glas Guaven-Saft. Guten Appetit!

There are 2 comments for this article
  1. Pingback: Medellin – zwischen Gewalt und Innovation – Mit 80 Fragen um die Welt
  2. Renate Oswald at 11:31 am

    Der Köchin Mari wünsche ich viel Erfolg mit ihren Kochkünsten. Ist wohl vergleichbar mit den Garküchen die es in Asien vielfach gibt. Maman

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