die Reise, Kolumbien

Nochmal Rio Magdalena – Auf dem Weg in die Wüste

Auf dem Weg in die Wüste dürfen wir mal wieder den Rio Magdalena überqueren. Aus dem Norden kommend sollen wir dazu einen 70km Umweg mit dem Bus fahren, weil es nur ein Brücke in der Provinzhauptstadt Neiva gibt. Auf der Karte sehen wir aber zwei Orte, einen an jedem Ufer, Luftlinie keine zwei km voneinander entfernt. Diese müssen doch für uns eine Verbindung über den Fluss parat haben! Wir lassen uns also in Aipe absetzten und fragen uns durch.

„Ja,  da gibt es eine Möglichkeit.  Ihr lauft hier aus dem Dorf, durch den kleinen Wald, über die Felder raus, dann an der Gabelung nach nach der kleinen Brücke rechts, … ja, nach rechts, bis ihr an’s Ufer kommt.  Da winkt ihr mit dem Sombrero, dass die euch vom anderen Ufer sehen und holen.“

Nach der letzten Zeit in der Höhe bei wunderbaren Temperaturen, lässt die Sonne hier (2. Breitengrad, Tiefland) den Schweiß auf der Haut kochen. Wir essen mit ein paar Schulkindern noch eine Wassermelone, müssen erklären, warum sie unsere Söhne jetzt nicht heiraten können, obwohl diese ledig sind und machen uns dann auf zum Fluss.

Wir finden die Gabelung. Dort hängt ein Schild mit 4 Telefonnummern und dem drehbaren Hinweis nach Links (Izquierda) zu gehen… was zählt mehr: das aktuelle gesprochene oder das  geschriebene Wort?

Als wir während der Entscheidungsfindung fast wegschmilzen, eilt ein jugendliches Pärchen an uns vorbei. „Wollt ihr zum Hafen? Dann müsst ihr nach rechts, flussaufwärts. Das Schild gilt nur bei Niedrigwasser“. Wir folgen ihnen und haben schon bald „den Hafen“ erreicht: Viel schnell fließender brauner Fluss, noch schneller fließender Schweiß und grünes Ufer – sonst nix.

(Steffi am Hafen von Aipe)

Doch da, flussabwärts sieht man ein kleines Bötchen den Fluss überqueren. Wir schwenken den Hut, man sieht uns nicht. Das Mädchen telefoniert … wir verstehen sie nicht. Die beiden sagen, sie gehen jetzt am Ufer entlang runter zur anderen Anlegestelle.
Wir: „Sagt ihr bescheid, dass wir hier oben stehen?“
das Mädchen: „hm , #? $ % ja & -?“ … und weg sind sie.
Wir interpretieren die Antwort nach einer halben Stunde nicht mahr als „Ja“ und machen uns auch auf den Weg am Ufer entlang. Hätten wir doch dem Schild und nicht dem zweifach gesprochenen Wort Glauben geschenkt… Nach einer kleinen Flußdurchquerung, einem großen Stier und mittelmäßiger Stimmung  treffen wir die beiden wieder, die uns bedeuten wieder zurück zu gehen … Wir verstehen hier die Dinge oft nicht so richtig, hören folgsam und wandern wieder zurück.


Das Mädchen ruft die Telefonnummern auf dem Schild an und erklärt irgendwem, dass hier ein paar Weißgesichter schon seit Stunden warten und fragt uns aus, z.B. ob die Grenze zwischen Kolumbien und Deutschland weit weg ist oder warum Deutsch etwas anderes ist als Englisch.
Plötzlich sagen die beiden sie gehen jetzt und sind weg. Wir gucken eine Weile sinnierend aufs Wasser und fragen uns, wie lang dies wohl braucht bis es in Mompox ist, wo wir das letzte Mal den Rio Magdalena per Boot überquert haben. Es muss wohl so eine Woche dauern – gerade als wir das ausgerechnet haben, kommt tatsächlich das kleine Bötchen, dass uns über den Magdalena schaukelt  – für 80 Cent pro Nase. 1:0 für das gesprochene Wort…

 

 

P.S. Werde mich gleich ransetzten und einer meiner aktuellen kleinen Freuden fröhnen und diese zuverlässige Verbindung in Open Streetmaps einfügen, bei der diese (ebenso wie in Google-Maps) bisher noch nicht erscheint: