Natürlich ist nicht ALLES schön hier ( vgl. Tag 1 im Iran). Es gibt gesichtslose Funktionsbauten, Imbissbuden mit Neonlicht und Plastikstühlen, hier und da auch mal Müll auf der Landstraße, wie überall auf der Welt. Aber nach unserer ersten Woche hier haben wir den Eindruck: im Iran ist die Schönheit zu Hause.
Die Menschen:
Selten habe ich in so kurzer Zeit so viele so schöne Menschen gesehen wie hier – Männer und Frauen gleichermaßen…
Die Haltung ist stets aufrecht und stolz, die Gesichter markant und ausdrucksstark, und so strahlen die meisten Menschen eine beeindruckende Aura von Würde aus, ohne arrogant zu wirken.
Es ist durchaus spürbar, dass viel Wert gelegt wird auf Äußerlichkeiten: die Männer immer in eleganten Slim-Fit-Hemden (sie können es tragen!) und die Frauen spielen derart gekonnt mit den Bekleidungs-Vorschriften, dass der (in vielen Fällen) aufgezwungene Schal oft eher wie ein dekoratives, fast schon provokantes Accessoire wirkt.
Schade, dass es hier einen echten „Nasentick“ gibt, der Viele zu operativen Nasenkorrekturen verleitet. Man sieht tatsächlich des öfteren Frauen (und selten auch Männer) mit verpflasterten Nasen herumlaufen… Wie überflüssig!
Die Gebäude
Wir wohnen in einem traditionellen, früheren Wohnhaus, das in ein Hostel umfunktioniert wurde – eigentlich eine einfache, nicht allzu teure Unterkunft, die neben Doppelzimmern wie unserem auch Schlafsäle für die junge Backpacker-Szene hat. Hier ist einfach alles schön: die traditionelle, solide Bauweise aus hellem Sandstein, gruppiert um einen Innenhof mit Springbrunnen. Dekorative Holzfenster, maßvoll bunte Kacheln und farbenfrohe Kissen und Decken auf den Diwans im Hof. Keine Erfindung von hippen, kreativen Designern, sondern schlicht traditioneller Stil.
Und dann erst die Moscheen, da müssen die Bilder sprechen, hier z.B: von der Nasir-al-Molk-Moschee in Shiraz.
Der Bazaar
Hohe Kreuzgewölbe-Gänge, in denen das Warenangebot oft kunst- und mühevoll drapiert wird, egal ob Teppiche, Gewürze oder Schmuck. Und zwar auch noch in den hintersten Winkeln, in die sich sicher selten ein Tourist verirrt. So richtig genießen können wir das auch deshalb, weil dies hier ganz ohne Lärm und Gewusel auskommt. auch fehlt die oft als aufdringlich empfundene, aggressive Verkaufsart, die man aus arabischen Ländern oder auch Lateinamerika kennt. Wir können ganz entspannt alles bewundern, ab und zu plaudern (manche Ladenbesitzer sprechen englisch) und auch ohne zu kaufen völlig unbehelligt weiter ziehen.
Die kleinen Dinge
Das Essen wird mit kleinen Blütenblättern bestreut, auf dem Treppenabsätzen stehen Wasserschalen mit schwimmenden Rosen darin und die Krönung ist ein traditionelles kaltes Getränk, dass uns in einem Café serviert wird (ungefragt und gratis): Eiswasser, das auf Chia-und Rauken-Samen gegossen wird, so dass es aussieht wie ein ständiger Wirbel aus Goldstaub im Glas.