„… jeweils bezogen zum einen auf natürliche, zum anderen auf kultürliche Klänge?“
Es scheint ein höheres Zeichen zu sein, dass die Frage genau heute Morgen kam. Der Audio-Senso-Emotionale Gott will es uns einfach machen.
Die einfache Antwort lautet nämlich: Genau hier!
Und das ist sogar fast die Antwort auf alle Teilfragen!
Seit drei Tagen sind wir hier in der kleinen Finca „Villa Ilusion“ inmitten eines Kaffee-Anbau-Gebietes, oberhalb der Stadt Pereira. Und zwei Morgende lang verbrchten wir mit der großen sowohl optischen, als auch akkustischen Freude mit den Vögeln aufzustehen. Diese gibt es hier in einer solchen Hülle und Fülle und sie lieben die ausgelegten Platanos und bringen ihre Freude über dieses Frühstück durch einen Gesang zum Ausdruck, dass ich irgendwann die Kamera beiseite legen muss, um die Sinne zu wechseln. Von den Augenfreuden zum Ohrenschmaus: ein Zwischtern, Rufen Trillern, Glucksen, Fabulieren, Kreischen, Krähen, Melodieren … das ist besonders schön wie bei uns ja auch. Es ist aber auch besonders ungewohnt, da es eben tropische Vögel sind, und diese eine andere Gesangsschule besuchten. Vor allem die Glucks-Klänge sind fremd, schön und exotisch.
Aber heute Nacht dann hat sich das Blatt gewendet. In einer Nachbar-Finca gibt es ein Fest. Und Fest heißt Musik und Musik heißt laut. Und laut heißt so laut, dass davon auch mal so ein komplettes Dorf vibriren kann. (Meistens hat nicht nur ein Bewohner sein gesamtes Erspartes in Dezibel investiert, sondern mehrere Nachbarn führen ein erbitterten Wettstreit über die höchste Watt-Zahl der Straße. Und weil sich die Investition ja auch amortisieren muss, wechselt man sich nicht ab, wer das Dorf beschallt, sondern alle machen das gleichzeitig.)
Der Nachbar hier ist alleine mit seiner Musik. Das ist gut. Auch die Musik am Abend: Salsa, Merengue, Reaggaton … das gehört hierher, das ist ein Lebenselexier, das hören wir auch gerne. Cool auch, dass die Musik in unserem Zimmer noch eine Lautstärke hat, die ich mit unserer Anlage daheim nicht hinbekomme. Wir tanzen in den Schlaf. Irgendwann aber in der Nacht hat die Musik gewechselt: Nun laufen Rancheros / Vallenatos – eine Musik, die v.a. die Landbevölkerung sehr gerne hört. Alle Lieder klingen gleich, mit einem Akkordeon besingen Männer mit schlechten Stimmen das schöne Thema „Liebe“ mit einer Variation von ca. drei Ideen: „Herz geklaut“, „bin so verliebt“, „Liebeskummer“. In einem Buch haben wir gerade die böse Formulierung gelesen „die schlimmste Musik, die je erfunden wurde“. Zwischen 3:00 Uhr und 8:00 Uhr am Morgen sind wir endgültig und für immer von der absoluten Richtigkeit dieser Aussage überzeugt. Da klang die Welt dann doch eher verdammt unangenehm. Das fanden wohl auch die Vögel und ließen uns zum Frühstück alleine…
So in Kürze muss ich daraus erstmal eher schließen, dass zumindest an diesem Ort die kultürlichen eher mit den unangenehmen Klängen korrelieren…