Die erste Sonnenuhr, die uns auf der Südhalbkugel begegnet steht in dem fast dörflichen, sehr netten Stadteil Guápolo und ist leider aktuell unbrauchbar, denn
1. es gibt keinen Stab, der einen Schatten wirft,
2. die Stunden-Ziffern sind auf dem Stein praktisch nicht mehr zu erkennen und
3. es scheint keine Sonne.
Das erste Problem versuche ich provisorisch zu lösen, was durch 3. natürlich konterkariert wird…
Aber es lassen sich zwei nette Dinge erkennen, die es bei uns (nördlich des Wendekreises des Krebses) nicht gibt:
Es gibt neben dem uns bekannten Ziffernblatt auf der Südseite einer Wand /Kirche ein Ziffernblatt auf der Nordseite.
Warum?
Bei uns gilt ja „Im Osten geht die Sonne auf, im Süden nimmt sie ihren Lauf, im Westen wird sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sehen“. Und das gilt das ganze Jahr. Nur steht sie im Winter im Süden sehr tief und im Sommer recht hoch, aber eben noch nicht im Zenit. Genau am Äquator steht die Sonne am 21.März und am 21. September am Mittag im Zenit. In der Zeit dazwischen, während unseres Sommers, steht sie mittags im Norden (selber überlegen warum … ich hab es mir so klar gemacht).
Und zwischen September und März steht sie mittags im Süden, wie bei uns, wo sie dann ja ganz tief, also ganz südlich ist (so wie jetzt gerade).
Das Ziffernblatt auf der Nordseite ist demnach dem unsrigen genau entgegengesetzt (erkennt man auf dem Bild ein wenig: die 6/7/8 auf der rechten Seite sind die Morgenstunden, die linken 4/5 dann die Abendstunden).
Die nächsten Sonnenuhren finden wir am „Mitad del Mundo“ – an der „Mitte der Welt“, wie hier ein Monument am Äquator bescheiden heißt.
Diese Uhr hier ist neu und wirklich großzügig. Auf einem Ellipsoid steht eine Säule im Zentrum auf einer dicken dunklen Linie in Ost-West-Richtung. Dazu mehrere dünne Linien die sich an der Säule kreuzen und andere parallele Linien in Nord-Süd-Richtung, sowie runde Begrenzungslinien.
Leider finden wir kleinerleie Erklärung, weder zum Zeit ablesen, noch gar zu den Hintergründen und der Bedeutung der Linien. Aber so ist die moderne Pädagogik eben – alles selber herausfinden, damit es auch hängenbleibt…
Die Enschlüsselung gelingt größtenteils nach einiger Knobelei … Ich erspare es euch! Lediglich die Gegenfrage an geneigte Leser: Welche Bedeutung könnte die auf der Skizze gestrichelte Linie haben?
Und dann eine Uhr, die keine zwei Seiten benötigt, vermutlich auch recht reibungsfrei läuft, … zumindest wenn die Sonne scheint: