Wie macht sich eine Diktatur bemerkbar? (Kathrin)

Wie macht sich eine Diktatur bemerkbar? (Kathrin)

Erste Erkenntnisse dazu aus Kuba:

Die Menschen senken die Stimme und sprechen nur noch in Andeutungen, wenn sie sich kritisch zum System äußern.
Es gibt keine Zeitung außer dem Parteiblatt. Das wird dafür kostenlos an alle Haushalte und zusätzlich auf allen öffentlichen Plätzen verteilt.
Das Schlachten eines Rindes für den eigenen Bedarf wird mit bis zu 20 Jahren Gefängnis bestraft. Rindfleisch ist dem Export und den Touristenrestaurants vorbehalten.

Reichen diese Symptome aus, um Kuba als Diktatur zu bezeichnen?
Weiß ich nicht. Um das zu beurteilen, müssen wir noch etwas mehr politologische Recherche betreiben. Statt dessen hier noch ein paar Aspekte, die uns am sozialistischen System in Kuba besonders aufgefallen sind:

In den Geschäften sieht es aus wie damals in der DDR: viele Regalmeter mit wenig darin. Außer den Grundnahrungsmitteln Reis, Bohnen, Mehl, Öl, Zucker ist vieles sehr schwer zu bekommen. Zum Beispiel versuchen wir seit zwei Tagen Teebeutel aufzutreiben. Obst und Gemüse ist sehr beschränkt vorhanden und gemessen am Einkommen der Kubaner unglaublich teuer.
Die Menschen sind sehr stolz auf ihr flächendeckendes, kostenloses Gesundheitssystem und das gute, natürlich ebenfalls kostenlose Ausbildungswesen.
Dienstpersonal, z.B. in Restaurants, im Hotel oder in dem Haushalt, wo wir jetzt leben hat überhaupt nichts von der unterwürfigen, servilen Art, die wir aus Zentralamerika kennen. Dort hieß es ständig mit niedergeschlagenen Augen „Manda , senora“ (Befiehl mir) oder „a la orden“ (Zu Diensten). Hier begegnen uns die Kellner_innen, Reinigungsleute etc. komplett auf Augenhöhe. Selbstbewusstes Auftreten, direkter Blickkontakt, jede Menge Witzchen und Scherze – immer mit uns, nie auf unsere Kosten. Sie lassen sich auf Gespräche ein und haben auch etwas zu sagen.
Schade, dass diese sehr angenehmen Kontakte immer dann neu justiert werden, wenn es ans Trinkgeld geht; darauf sind die Leute bitter angewiesen. Der bloße Akt des Geld-Zusteckens stellt dann doch wieder eine soziale Hierarchie her: schon die Tatsache, dass wir allein entscheiden, was uns diese oder jene Leistung wert ist und dass der Empfänger/ die Empfängerin unsere willkürliche Gabe dankbar entgegennehmen wird – hach es ist einfach ungerecht!

P.S: Der Spruch auf dem Wandbild lässt sich sinngemäß etwas so übersetzen: Für alles gibt es immer drei Begründungen: Deine, Meine und die wirkliche.

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