Der Verein AMICA e.V., für den ich viele Jahre haupt- und ehrenamtlich gearbeitet habe, kämpft gegen Gewalt an Frauen in verschiedenen Krisenregionen dieser Welt. Nun sind wir hier nicht in Krisenregionen unterwegs, ein paar Beobachtungen zur Frage des AMICA-Teams kann ich aber dennoch beisteuern:
- Sowohl in Kolumbien als auch in Ecuador ist (sexuelle) Gewalt an Frauen ein großes Thema, das in der Öffentlichkeit durchaus präsent ist (meiner Wahrnehmung nach mehr als bei uns).
- In praktisch jedem öffentlichen Bus in Ecuadors Hauptstadt Quito hängt ein großer Aufruf, sexuelle Übergriffe zu melden – ganz einfach per SMS mit dem Wort „Übergriff“ und der entsprechenden Busnummer. Ich kann mir vorstellen, dass allein diese auffälligen Schilder eine sensibilisierende und abschreckende Wirkung haben.
- Im Radio werden des öfteren Aussagen im Stil einer Werbebotschaft eingestreut, z.B.: Denk daran: Gewalt an Frauen ist kein Zeichen von Männlichkeit, sondern ein Ausdruck von Ungerechtigkeit des Mannes gegenüber der Frau.
- In Quito steigen ab und zu Händler, Bettler etc in den Bus, kürzlich auch ein Rapper-Pärchen, das mit Baby im Tragetuch und Ghettoblaster einen Rap vorgetragen, von dem ich u.a. die folgenden Zeilen verstanden haben: Was ist der Wert einer Frau? Deine Frau sollst Du nicht schlagen, sondern küssen! Es gibt keine Entschuldigung für Gewalt…
- In Kolumbien lief im Radio ein Lied im klassischen Vallenato-Stil (grässlich-schmalzige Liebeslieder) mit ganz klaren Botschaften an IHN (Du bist kein Held, wenn Du Deine Aggressionen an Deiner Frau auslässt!) und an SIE (Gemeinsame Kinder sind kein Grund, alles zu ertragen!).
Ob das nun bedeutet, dass das Problem hier besonders große Relevanz hat oder ob es einfach besonders offensiv und kreativ bearbeitet wird, kann ich nicht beurteilen. Vermutlich ist beides der Fall, ein Tabu-Thema ist es jedenfalls nicht!