neue Erkenntnisse: Peru, März 2018
Peru hat sich für die WM in Russland qualifiziert. Das erste Mal, seit 36 Jahren !
Sonntag, 11 Uhr
Vor dem Stadion ein Meer aus weiß und rot, Fahnen, Trommeln und Menschen. Aber alles ganz ruhig, eine netter Sonntag-Vormittags-Plausch, wie Kirchenbesucher nach dem Kirchgang. Nach einer kurzen Ansprache eines Verantwortlichen des Peru-Fan-Clubs „Lablanquiroja“ wird losgesungen. Die Masse grölt aus vollen Kehlen zu den Trommeln, es wird getanzt und gehüpft, dass die Erde bebt – so stelle ich mir die Dortmunder Südtribüne beim Pokal-Sieg gegen Bayern vor. Gänsehaut-Stimmung.
Das Witzige dabei: es ist gar kein Spiel! Die Fans treffen sich einfach so, nur um zu singen und ihrem peruanischen Nationalteam zu huldigen. Jeden Sonntag. Da könnte der DFB-Arbeitskreis „Stimmung“ mal in die Lehre gehen…
Donnerstag 6:30 Uhr
Am Abend zuvor ist der Staatspräsident zurückgetreten, gestolpert über eine der weltgrößten Korruptionsaffären, dem Odebrecht-Skandal. Früh am nächsten Morgen treffen wir Maycol an einer Tankstelle, wir trinken einen Kaffee, der Fernseher läuft mit Nachrichtensendungen, wie fast überall hier. Es kommt eine Sondersendung. Worüber?
Über das Panini-Album zur Weltmeisterschaft, das heute auf den Markt kommt.
Es werden die Schlangen gezeigt, die mitternachts vor den Ausgabestellen stehen um eines der ersten Alben zu bekommen. Jetzt, um 6:30 Uhr sind schon alle vergriffen. Leute berichten mit Tränen in den Augen, dass sie schon 200 Bilder gekauft haben, aber erst drei peruanische Spieler dabei sind.
Dienstag 19:00 Uhr
Nachdem Deutschland am Mittag (Zeitverschiebung) sein Freundschaftsspiel gegen Brasilien 0:1 verloren hat (wie war die Stimmung da bei euch, in der Kneipe?) spielt jetzt Peru gegen Island. Die ganze Stadt ist voll von Menschen mit dem schönen weiß-roten Nationaltrikot. Jeder Taxi-Fahrer, jede Verkäuferin macht ein Kommentar zum abendlichen Spiel, überall schlägt uns eine unglaubliche Freude auf die WM und ein großer Stolz auf ihre Nationalmannschaft entgegen. In der „Calle de Pizza“ wollen wir mit Maycol und seinem Bruder das Spiel sehen. In den ca. 20 Pizzerien, die die Straße bilden hängen überall Großbildleinwände. Und fast alle verlangen einen Mindestumsatz von 15€ pro Person wofür man hier normalerweise 5 komplette Mittags-Menüs bekommt. Die Straße ist voll von Fans und Kamerateams von diversen Fernsehsendern, die Stimmung einfangen wollen, die Kneipen sind voll, nur die Menschen zum Glück noch nicht. Peru spielt wirklich einen schönen Fußball und gewinnt 3:1. Das unglaubliche Geschrei, das jeden Angriff, Ballgewinn und dann erst die Tore begleitet, das habe ich nur einmal in Deutschland erlebt, Public-Viewing 2006, Viertelfinale gegen Argentinien, Sieg nach Elfmeterschießen … Aber das hier ist ein Freundschaftsspiel!
Aktuell ist Peru mein Favorit für den WM-Feiern-Oskar.
Mein erster Eindruck hierzu : KOLUMBIEN,
Dezember 2017
Mit mir zusammen kommt gerade der Mannschaftsbus der einen Bogotáer Mannschaft am Stadion an: „Millionarios FC“, ganz bescheiden.
Ohrenbetäubender Lärm, Pyrotechnik was der Markt hergibt, Gesänge, Motorrad-Escorte und ein Dezibel-Wettbewerb der Hupen … die Straße bebt, die Luft vibriert und ich glaube nicht nur wegen mir. Und das, eine Stunde VOR dem Spiel. Meinen Plan ins Stadion zu gehen und das Rückspiel des Halbfinal-Meisterschaftsspiel Millionarios F.C. – America de Cali zu besuchen verwerfe ich, nachdem ich …
- …durch einen tropischen Wokenbruch innerhalb von Minuten dermaßen durchnässt bin, dass ich es mir schwer vorstellen kann, jetzt noch knapp drei Stunden weiter durchweicht zu werden, da es auf 2600 Meter Höhe einfach auch verdammt frisch ist.
- …erfahre, dass im Stadion nur Fans der Heimmannschaft zugelassen werden (es gibt ein Rückspiel), da es sonst zu gefährlich ist.
- …dann eigentlich auch ganz froh bin, dass es keine Karten mehr gibt, oder nur zu horrenden Schwarzmarktpreisen.
- … sehe, dass auch viele andere, blau-weiß gewandete Fans unverrichteter Dinge den Rückweg in die Stadt antreten.
Das Spiel endete 0:0 und inzwischen sind auch die beiden Finalspiele absolviert: das erste Bogotaer Stadtderby seit kanpp 30 Jahren und gewonnen haben die sympthischen Millionäre.
Wie die Kolumbianer die WM feiern?