Nordamerika

Von Buffalo nach New York – mit dem Zug

 Vorweg: Buffalo hat mir gut gefallen! Es war zwar nur ein kurzer Stopp auf meiner Reise von Toronto über die Niagara-Fälle nach New York; aber ich hatte doch einen Abend und einen Vormittag Zeit, um ein paar Eindrücke aufzunehmen: Eine ehemals bedeutende Wirtschaftsmetropole, die ihre besten Zeiten hinter sich hat. Die Einwohnerzahl ist in den letzten Dekaden um die Hälfte geschrumpft weil die Handels- Industriemetropole an Bedeutung verlor. Der ehemalige Wohlstand manifestiert sich in einer großen Zahl sehr schöner Art Deco-Bauten und in wunderhübschen viktorianischen Wohnvierteln. Auch die Theater- und Kneipenszene scheint lebendig  – kurzum: Was ich gesehen habe, hatte wenig von der erwarteten depressiven Atmosphäre des Niedergangs.

Ganz anders der Bahnhof!

 

Kann man sich vorstellen, dass dies der Bahnhof einer Metropole ist? Hier soll der Zug von Toronto nach New York City halten?

Die Schalterhalle ist kleiner als in Kirchzarten. Genau kann ich es nicht sehen, denn sie ist geschlossen. Ein Imbiss oder Shop, um Wasser und Proviant zu kaufen? Oder wenigstens ein Süßigkeiten-Automat? Fehlanzeige, ebenso wie Sitzgelegenheiten. Wozu auch, man hat ja Koffer.*

Man beachte auch die Gleise – oder vielmehr: DAS Gleis, denn es gibt ja nur eins. Ist aber auch völlig ausreichend, denn es fahren ja nur zwei Züge pro Tag: Der von Toronto nach New York – und zurück. Dieses Gleis jedenfalls wurde offenbar von den ersten Siedlern persönlich verlegt.

 

Passend dazu wartet am Bahnhof eine Familie von Amish-People; die Frauen mit blauen Kitteln und weißen Häubchen; die Männer mit Prinz-Eisenherz-Frisur, Wams und Hut – selbst fast noch Kinder, aber ihrerseits schon mit Kindern… alles Original 19. Jahrhundert.

Dagegen wirkt der Zug, der dann exakt pünktlich einrollt, fast schon modern – der ist höchstens 50 Jahre alt, eine metallische Sardinenbüchse auf Rädern. Innen ist er auf eine wunderbar altmodische Weise gemütlich: viel Platz für Mensch und Gepäck, ein Bistro-Waggon, plüschig bequeme Sitze und siehe da: neu installierte Steckdosen und WiFi, das über große Teile der Strecke einigermaßen funktioniert! So schaukelt es sich behaglich in sehr moderatem Tempo Richtung New York. Die amerikanische Schnelllebigkeit findet definitiv nicht auf Schienen statt!

Das schönste aber an dieser Zugfahrt: kleine Begegnungen mit netten oder skurrilen Menschen. Am Bahnhof schüttet mir eine Frau gleich Ihr Herz über Donald Trump aus („Ich hoffe so, dass es bald vorbei ist“); die Amish-Familie läuft mit ernsten, unbewegten Gesichtern ständig im Waggon hin und her, schräg gegenüber hat ein native American kein Ticket; der Schaffner regelt es mit Kulanz und Freundlichkeit. Und auf meine Frage, ob ich im richtigen Waggon sitze  antwortet er mir: „Of course my dear; this seat was made for you today!“

 

*Fairerweise soll erwähnt sein, dass die Bahnhöfe an der Strecke meist mehr hergemacht haben, ganz zu schweigen von der großartigen Grand Central Station in New York:

Stefanie

1 Comment

JIm Bennett

Schön dass euch meine Heimatstadt Buffalo gefallen hat. Ich war kürzlich auch da, Ende August und Anfang September. Bin immer im Park / Golfplatz neben dem Zoo gelaufen. Dort war eine ziemlich coole Stimmung. Die Bisons rochen aber streng. 😉 Gute Weiterreise!

Reply

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert