Kolumbien, Menschen

Begegnungen: Jhon

Jhon ist unser Bergführer, der uns im Nationalpark „Sierra Nevada El Cocuy‘ bis an den Gletscherrand auf 4.600m Höhe bringen soll. Eigentlich sind wir der Meinung, dass wir die Tour auch ohne Führer bewältigen könnten, aber das Reglement des Nationalparks verpflichtet uns dazu – schließlich sollen die Bauernfamilien aus der Umgebung auch etwas von den (wenigen) Touristen haben.

Jhon holt uns also um fünf Uhr früh an unsere Unterkunft ab, gewandet in Jeans, Sweatshirt, Straßenschuhe und den obligatorischen Wollponcho. Außerdem trägt er eine Wollmütze und Handschuhe (es ist noch kalt am frühen Morgen), die er später in seinem Kinderrucksack verstauen wird. In der Hand ein kleine leere Plastikflaschen, die er in jedem Bachlauf auffüllt um zu trinken. (Wir tun es ihm erst oberhalb der Kuhweiden nach, es hat uns nicht geschadet…)

Jhons ganzer Stolz ist sein Erste-Hilfe-Paket, das er ums Bein geschnallt hat, denn ein Bergführer wird zum Bergführer, indem er einen Erste -Hilfe-Kurs nachweist.

Jhon ist erst 18 Jahre alt und hat gerade die Schule abgeschlossen. Trotz seines jugendlichen Alters sind wir bei ihm in guten Händen: Sein Vater, so erzählt er, ist einer der erfahrensten Bergführer der Region. Seit seinem achten Lebensjahr war er mit ihm unterwegs, als Träger für die Touristengruppen – bis die Regierung dies für Minderjährige verboten hat.

Er war schon zahllose Male dort oben, auch auf den Gletschern und Gipfeln, als man diese noch begehen durfte.

Doch die Bergsteigersaison ist kurz. Auch Jhons Familie lebt vor allem von der Landwirtschaft: ein paar Kühe, ein paar Schafe, Kartoffelanbau. Vor und nach der Schule muss er bei den Tieren helfen.

Aber Jhon hat Pläne: er hat die Schule abgeschlossen und will im Februar nach Bogotá und Maschinenbau studieren. Seine Mutter unterstützt ihn, der Vater ist dagegen: Wer soll dann bei der Arbeit helfen?  Der kleine Bruder ist erst fünf. Aber Jhon wirkt entschlossen, hat schon alles organisiert.

Nach unserer Tour strecken wir erschöpft alle Viere von uns, Jhon kauft von seinem Lohn noch schnell ein paar Bonbons für den kleinen Bruder und muss dann heim zum Helfen.

 

Stefanie

2 Comments

Renate Oswald=maman

von den Fotos der Tour mit Ihon bin ich begeistert .Zuerst glaubt man im Allgäu zu sein. Dann ging´s durch das arride Jucca-Palmen Tal und dann die Ersteigung(oder Umgehung) des schneebedeckten Gipfels.—er erinnert mich von der Form her an den „Hohen Ifen“ im Kleinen Walsertal. Und dass der Schnee den dort ansässigen Bergbewohnern heilig ist findet heilig ist findet Rolf großartig. Leider wird die Wärme auch diese wunderbaren Gletscher schmelzen lassen. Diese großartige Landschaft wird an Reizen an Vielfalt verlieren. Grüße MaPa

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